Pressemitteilung
- Ab nächster Woche erste Warnstreik-Aktionen im Südwesten
Stuttgart/Mönchengladbach. In der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie gehen die Tarifverhandlungen am heutigen Freitag in die 3. Runde. Die IG Metall fordert für die rund 100.000 Beschäftigten eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4 Prozent (mindestens aber um 100 Euro) für 12 Monate, zudem Verbesserungen bei der Altersteilzeit sowie eine Vorteilsregelung für IG Metall-Mitglieder. Die Arbeitgeber haben bisher kein Angebot vorgelegt. Ivan Curkovic, bei der IG Metall Baden-Württemberg zuständig für die Textil- und Bekleidungsindustrie: "Heute ist die letzte Möglichkeit, um vor Ende der Friedenspflicht zu einer Einigung zu gelangen. Gelingt dies nicht, wird es im Südwesten ab der nächsten Woche erste Warnstreik-Aktionen geben. Offenbar brauchen die Arbeitgeber Druck, um sich zu bewegen."
Der aktuelle Tarifvertrag läuft am 31. Januar 2021 aus, zugleich endet um 24 Uhr die Friedenspflicht. Danach sind Warnstreiks möglich. Die Tarifentgelte waren nach dem letzten Tarifabschluss in zwei Stufen 2019 und 2020 um 2,6, beziehungsweise 2,3 Prozent gestiegen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die wirtschaftliche Lage in der Branche angespannt, vor allem in der Bekleidungsindustrie und im Einzelhandel. In anderen Teilen der Branche läuft es dagegen deutlich besser - zum Beispiel bei Textillieferanten für die Autoindustrie. "Die Beschäftigten tragen die Hauptlast dieser Krise, sie waren zum Teil monatelang in Kurzarbeit oder sind es noch. Eine Aufzahlung zum Kurzarbeitergeld wie beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie haben sie tariflich nicht bekommen - das lehnt der baden-württembergische Arbeitgeberverband Südwesttextil kategorisch ab", so Curkovic.
Laut dem Gewerkschaftssekretär sind die Beschäftigten der Branche wütend wegen der Verweigerungshaltung der Arbeitgeber und bereit, ihr Recht auf Arbeitsniederlegungen wahrzunehmen. Nach einer aktuellen Umfrage unter den betreuten Betrieben im Südwesten stehen sie voll und ganz hinter den Forderungen der IG Metall. Dazu gehören auch eine höhere Quote und höhere Aufzahlungen für die Altersteilzeit. Die bisherige Quote von 2 Prozent führt dazu, dass es in vielen Betrieben lange Wartelisten gibt. Gleichzeitig müssen viele Beschäftigte bei einer Aufzahlung von nur 600 Euro extrem knapp kalkulieren.
Schwerpunkte der ersten Warnstreik-Aktionen werden Südbaden und die Ostalb sein, derzeit laufen Planungen in sechs Geschäftsstellen. Dabei handelt es sich zunächst vorwiegend um kleinere Aktionen unter den gegebenen Hygienevorschriften.
Letzte Änderung: 29.01.2021