Pressemitteilung

IG Metall: Presse

04.12.2020 Befragung der IG Metall: Beschäftigte bemängeln fehlende Krisenstrategien in Unternehmen

  • Über die Hälfte der Befragten gibt an, dass in ihren Betrieben aktuell oder in naher Zukunft Arbeitsplätze abgebaut werden
  • Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich nicht ausreichend über die Lage ihres Betriebs informiert
  • Große Unterstützung für die Forderungen der IG Metall nach Zukunftstarifverträgen, 4-Tage-Woche zur Beschäftigungssicherung und Entgeltsteigerungen
  • Jörg Hofmann: "Das Votum gibt uns Rückenwind für die anstehenden Tarifrunden"

Frankfurt am Main - Die IG Metall hat von Ende September bis Mitte November die Beschäftigten in ihrem Organisationsbereich zu ihrer Arbeits- und Lebenssituation unter Pandemiebedingungen und ihren Erwartungen an politisches und gewerkschaftliches Handeln befragt. Mehr als 250.000 Beschäftigte in über 6.700 Betrieben haben an der Online-Befragung teilgenommen - davon sind ein Viertel nicht Mitglied der Gewerkschaft.

Die Auswertung der Befragung zeigt: Die Beschäftigten sind verunsichert. "Die Corona-Krise greift tief in die Lebens- und Arbeitswelt der Beschäftigten ein. Die Pandemie erweist sich aber auch als Brandbeschleuniger für unsere Branchen, die ohnehin in einem tiefgehenden Strukturwandel stecken", sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Donnerstag in Frankfurt.

Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich nicht ausreichend über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ihres Betriebes informiert. Nur jede*r Zweite sagt, dass es für ihren/seinen Betrieb eine konkrete Strategie gibt, um die langfristigen Herausforderungen durch Digitalisierung und Dekarbonisierung zu stemmen.

Mehr als ein Viertel sieht den eigenen Arbeitsplatz gefährdet. Die Sorge ist bei Leiharbeiter*innen am größten (62 Prozent), aber selbst in Stammbelegschaften ist sie verbreitet: Bei den in der Produktion beschäftigten Kolleg*innen im Fahrzeugbau fürchten 42 Prozent um ihren eigenen Job. "Mit verunsicherten Belegschaften kann die Transformation kein Erfolg werden. Wandel braucht Sicherheit. Beschäftigungssicherung ist deshalb das Gebot der Stunde. Von den Arbeitgebern fordern wir Konzepte, Investitionen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle", sagte Hofmann.

Mehr als die Hälfte der Befragten ist oder war in den vergangenen Monaten in Kurzarbeit. Am höchsten sind die Anteile in der Stahlindustrie (73 Prozent) und im Fahrzeugbau (67 Prozent). Kurzarbeit, so das Votum der Befragten, hat sich nicht nur als Kriseninstrument bewährt - es sollte auch für Qualifikation genutzt werden, um die Beschäftigten fit zu machen für die Zukunft. Die Zustimmung dazu liegt bei über 90 Prozent.

Von der anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie erwarten die Beschäftigten Vereinbarungen, die ihnen Perspektiven und Sicherheit geben. Zukunftstarifverträge mit Zusagen für Beschäftigung, Standorte, Qualifizierung und Investitionen sind für rund 90 Prozent der Befragten sehr wichtig oder wichtig.
Die 4-Tage-Woche sehen zwei von drei Befragten als Mittel, um Beschäftigung auch im langfristigen Strukturwandel zu sichern. Für zwei von drei Befragten sind Entgeltsteigerungen wichtig oder sehr wichtig. Gerade in der Krise gilt es, die Binnennachfrage zu stärken und zu verhindern, dass der private Konsum weiter einbricht.

"Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Tarifforderungen der IG Metall für die Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie nah an den Erwartungen der Beschäftigten sind. Das Votum gibt uns Rückenwind für die anstehenden Tarifrunden, bei der Bewältigung betrieblicher Konflikte und für unsere Forderungen an die Politik", sagte Hofmann.

Letzte Änderung: 04.12.2020