Pressemeldung
- Betriebsräte erwarten, dass Investitionen zurückgefahren werden
- Personalplanung in vielen Unternehmen unzureichend
- Wolfgang Lemb: "Versäumnisse dürfen nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen"
Ein wachsender Anteil der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbaus plant einen Personalabbau. Das zeigt eine Umfrage der IG Metall unter Betriebsräten von mehr als 800 Unternehmen. Danach wollen mehr als 12 Prozent der Betriebe das Personal reduzieren. In über 40 Prozent der Betriebe wurden Leiharbeiter abgemeldet und in 37 Prozent liefen die Befristungen aus.
Zum Vergleich: Bei der letzten Erhebung im April betrug der Anteil der Betriebe, die einen Stellenabbau planten, noch 8 Prozent, 37 Prozent der Betriebe hatten Leiharbeiter bereits abgemeldet, in 33 Prozent waren Befristungen ausgelaufen. Mit diesen personellen Einschnitten läuft der Maschinenbau Gefahr, die Facharbeiterbasis zu verlieren. Damit wird die Zukunftsfähigkeit der Branche gefährdet, kritisiert Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für den Maschinen- und Anlagenbau.
Mehr als 5 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Zahl der neuen Ausbildungsplätze in ihrem Unternehmen abnehmen wird. Gleichzeitig berichten Betriebsräte zunehmend davon, dass Auszubildende nicht übernommen werden. Vor der Krise hatte die Branche geklagt, es gebe nicht genügend Fachkräfte. Durch eine unzureichende Personalplanung und ein niedriges Investitionsniveau trotz Gewinnen in den Boomjahren haben sich die Unternehmen nicht ausreichend auf Krisensituationen vorbereitet. Diese Versäumnisse dürfen jetzt nicht zu Lasten von Auszubildenden und Beschäftigten gehen, fordert Lemb.
Die Branche hat bis zum Jahr 2018 einen lang anhaltenden Boom erlebt. 2019 klang dieser Höhenflug etwas ab, doch die Unternehmen befanden sich weiterhin in einer soliden wirtschaftlichen Situation. Häufige Folge: Hohe Arbeitsbelastungen, Sonderschichten und Mehrarbeit für die Beschäftigten.
Sorge bereitet der IG Metall auch der wachsende Investitionsstau. Der "Trendmelder Maschinenbau" - noch vor Ausbruch der Pandemie erstellt - hat gezeigt, dass fast 35 Prozent der Betriebsräte bereits im Frühjahr davon ausgingen, dass Investitionen in den nächsten 12 Monaten zurückgefahren werden, bei Investitionen in Forschung und Entwicklung sind es fast 30 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass durch die Pandemie die Zurückhaltung bei Investitionen noch stärker geworden ist.
Die IG Metall fordert die Arbeitgeber daher auf, gerade in der Krise Verantwortung zu übernehmen. Was der Maschinenbau gerade jetzt braucht, sind Zukunftskonzepte und keine Kostenoptimierung zu Lasten der Beschäftigten. Zukunftsfähig bleibt die Branche mit mehr, nicht mit weniger Investitionen, sagt Lemb.
Letzte Änderung: 24.06.2020