Pressemitteilung
"Jobabbau? Zukunftsklau? Halbschlau!" - unter diesem Motto hatte die IG Metall Baden-Württemberg am 22. November zu einem Aktionstag gegen Sparpläne und Stellenstreichungen und für sichere Arbeitsplätze und einen fairen Wandel in der Automobilindustrie aufgerufen. Gekommen waren rund 15.000 Beschäftigte aus ganz Baden-Württemberg, ihre Botschaft vom Stuttgarter Schlossplatz war eindeutig: Finger weg von unseren Arbeitsplätzen! Gegen Sparprogramme auf Kosten der Belegschaften! Für sichere und gute Beschäftigung im Wandel!
Keine vier Wochen später sieht die IG Metall erste Erfolge: "Der Protest der Beschäftigten zeigt Wirkung. Dank des Drucks von Belegschaften, Betriebsräten und Gewerkschaft bei großen Unternehmen wie Audi, Daimler und Bosch konnten jüngst erste Vereinbarungen und Eckpunkte für die Gestaltung der Zukunft mit den Unternehmensleitungen erzielt werden. Im Ergebnis werden damit Zehntausende Arbeitsplätze im Südwesten über Jahre gesichert. Diesem Beispiel müssen in den nächsten Wochen und Monaten weitere und auch kleinere Betriebe folgen", so Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg.
An den deutschen Standorten von Audi gilt nunmehr eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029, für das Neckarsulmer Werk sichert ein Zukunftsfonds den Einstieg in die Elektrifizierung ab. Das Daimler-Werk in Stuttgart-Untertürkheim produziert den neuen Elektroantrieb (eATS) künftig selbst, auch bei Daimler in Deutschland sind die Jobs aufgrund einer früheren Vereinbarung bis Ende 2029 sicher. Und Bosch hat sich vor wenigen Tagen verpflichtet, beim angekündigten Stellenabbau an den Standorten Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen bis Ende 2022 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Die getroffenen Zukunftsvereinbarungen weisen in die richtige Richtung, bedeuten für die Beschäftigten aber auch Einschränkungen. Zudem wird deutlich, dass die Entwicklung und Produktion der Komponenten für die Elektrifizierung zwischen Herstellen und Zuliefern neu verteilt wird. Entscheidend für die IG Metall dabei ist, dass kein Wettbewerb entlang von sozialen Standards und Arbeitsbedingungen entsteht und mit den Vereinbarungen eine nachhaltige Strategie für eine elektrifizierte Zukunft festgeschrieben wird: "Wir müssen davon ausgehen, dass im Zuge der Transformation einige Arbeitsplätze technologisch bedingt wegfallen werden. Umso mehr kommt es darauf an, heutige Beschäftigte für die Aufgaben von Morgen zu qualifizieren und Sicherheit im Wandel anzubieten. Auch dazu enthalten die Vereinbarungen vielversprechende Ansätze", so Zitzelsberger.
Nach Informationen der IG Metall planen um die 160 Betriebe in der baden-württembergischen Auto- und Zulieferindustrie Sparprogramme, Verlagerungen, Stellenabbau oder Schließungen. Etliche Betriebe schieben den technologischen Wandel vor, um hausgemachte Probleme zu lösen. Ziel der IG Metall ist es, die Zukunft mitzugestalten und gemeinsam mit den Belegschaften Perspektiven für alle deutschen Standorte zu entwickeln. Neben der Mitbestimmung bieten Tarifverträge und Tarifbindung dazu die Grundvoraussetzung, auch an dieser Stelle hat der Druck der Beschäftigten gewirkt, wie das Beispiel des Zulieferers Progress-Werk Oberkirch (PWO) zeigt: Nach massiven Protesten der Beschäftigten - unter anderem am 22.November - hat PWO angekündigt, doch nicht wie geplant aus dem Arbeitgeberverband und damit dem Flächentarif auszutreten. Zitzelsberger: "Die Vernunft hat gesiegt. Die Transformation gelingt nur mit sicheren und guten Arbeitsplätzen und dafür werden wir auch in allen anderen Betrieben weiter kämpfen. Alleiniger Verzicht der Beschäftigten rettet keinen einzigen Arbeitsplatz."
Letzte Änderung: 18.12.2019