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22.10.2019 Initiativantrag zu Solidarität mit den brasilianischen Gewerkschaften beschlossen.

Maicon Michel Vasconcelos da Silva, 42, ist Beschäftigter von Mercedes Benz in Brasilien, freigestellter Arbeitnehmervertreter und Mitglied des Daimler-Weltbetriebsrats. Er war Gast auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall in Nürnberg. Dort wurde ein Initiativantrag zu Solidarität mit den brasilianischen Gewerkschaften beschlossen. Vasconcelos da Silva erklärt im Interview, wie wichtig die Unterstützung der deutschen Kollegen und Kolleginnen ist.

Im Amazonasgebiet brennen die Wälder. Auch auf sozialem Gebiet hat die Politik des jetzigen Präsidenten Bolsonaro verheerende Folgen. Gewerkschaften, Frauen, Minderheiten und soziale Bewegungen sind in Brasilien massiv unter Druck. Wie beurteilst Du die Lage?
Die Armut im Land steigt. Wir haben viele Obdachlose. Die Politik von Bolsonaro zielt darauf ab, Brasilien zum abhängigen Lieferanten von Rohstoffen und Agrarprodukten zu machen. Die Gewerkschaften erleben eine Welle der Repression. Milizen schüchtern Gewerkschaftsaktivisten ein. Morde werden nicht geahndet. Die sozialen Fortschritte seines Vorvorgängers Lula sind abgeschafft. Zum Beispiel gibt es keine kostenlosen Medikamente mehr für alte Menschen.

Der frühere Präsident und Gewerkschafter Lula wurde in einem Scheinprozess angeklagt und verurteilt. Hat er eine Chance?
Lula sitzt für weitere zehn Jahre in Haft. Er wurde Opfer eines politischen Verfahrens, das darauf zielt, die Opposition in Brasilien generell zu schwächen. Es gibt Demonstrationen zugunsten von Lula, der Druck in der Öffentlichkeit, Lula zu befreien, wächst. Das staatliche Fernsehen aber schweigt das tot. Mit der weltweiten Kampagne #LulaLivre wollen wir seine Freilassung erreichen.

Du warst auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall. Dort wurde eine Solidaritätserklärung mit den brasilianischen Gewerkschaften verabschiedet hat. Hilft das den Menschen, die sich im Land für Demokratie einsetzen?
Auf jeden Fall! Der Druck auf die Regierung von Bolsonaro muss erhöht werden, damit diese umweltschädliche und menschenverachtende Politik gestoppt wird. In der schwierigen Lage Brasiliens ist es besonders wichtig, dass es unabhängige Gewerkschaften gibt und dass wir auf Eure Solidarität zählen können.

Letzte Änderung: 23.10.2019