Frauenkonferenz 2019
Die Delegierten der 21. Frauenkonferenz der IG Metall haben kräftige Impulse für mehr Gleichstellung in Betrieb und Gesellschaft gesetzt. Die 197 Delegierten stellten Forderungen an Interessenvertretungen, die IG Metall selbst und Politik.
Die Delegierten der 21. Frauenkonferenz der IG Metall wollen Gleichstellungspolitik stärker in den Betrieben verankern, die Digitalisierung gestalten, mehr Frauen in Haupt- und Ehrenamt und den Ausbau partnerschaftlicher Arbeitsteilungsmodelle. Dafür haben sich die insgesamt 320 Teilnehmerinnen bei ihrer Zusammenkunft in Mannheim vom 28. bis 30. März 2019 ausgesprochen. Sie machen sich für faire berufliche Entwicklungschancen, gerechte Bezahlung und die Vereinbarkeit von Beruf und Leben stark.
Nach Ansicht der Delegierten sorgen in erster Linie Tarifverträge und eine starke betriebliche Interessenvertretung für Gleichstellung in der Arbeitswelt. Bei der Frauenkonferenz handelt es sich um eine Beschlusskonferenz. Sie trifft grundlegende Entscheidungen für die Gleichstellungsarbeit der IG Metall in den kommenden Jahren. Inzwischen sind über 410.000 Frauen in der IG Metall vertreten (Stand Ende 2018).
Einsatz für Teilzeitbeschäftigte
Die Delegierten der 21. Frauenkonferenz der IG Metall wollen die Situation von Teilzeitbeschäftigten verbessern. Betriebsrätinnen und Betriebsräte sollen sich beispielsweise dafür einsetzen, dass Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken können. Statt wegfallendes Arbeitszeitvolumen über Mehrarbeit auszugleichen, soll es systematisch erfasst und Teilzeitbeschäftigten zur Verfügung gestellt werden.
Zudem wollen die Delegierten erreichen, dass alle Beschäftigten, also auch diejenigen, die heute schon in Teilzeit beschäftigt sind, im Teilzeit- und Befristungsgesetz einen Rechtsanspruch erhalten, die Arbeitszeit bis zur Vollzeit aufzustocken. Darüber hinaus sollen die im Teilzeit- und Befristungsgesetz festgelegten Betriebsgrößenschwellen von 15 beziehungsweise 45 abgeschafft werden.
Gleichstellungsarbeit in den Betrieben
Die Delegierten wollen, dass die Betriebsrätinnen der IG Metall einmal im Jahr vom Arbeitgeber einen Gleichstellungsbericht einfordern (§ 43 Betriebsverfassungsgesetz). Die Gleichstellungspolitik soll darüber hinaus in allen Grund- und Fachseminaren der betrieblichen Interessenvertretung zum Thema gemacht werden. Eine weitere Forderung: Betriebsrätinnen sollen Prüfverfahren zur Entgeltgleichheit nach dem Entgelttransparenzgesetz durchführen oder die Arbeitgeber dazu auffordern.
Digitalisierung gestalten
Die Digitalisierung der Arbeitswelt schreitet rasant voran. Gerade auf Arbeitsplätzen von Frauen sind große Veränderungen zu erwarten - im indirekten Bereich und der Produktion. Es ist wichtig, nicht nur zu reagieren, sondern die Chancen der Digitalisierung auch für eine Umgestaltung der Arbeitswelt zu nutzen.
Die Frauenkonferenz fordert den Vorstand der IG Metall deshalb auf, bei der Digitalisierung gleichstellungspolitische Belange in den Blick zu nehmen und Nachteile für Frauen zu verhindern. Die Delegierten machen deutlich: Qualifizierung und Ausbildung bilden dabei eine Schlüsselrolle, damit bei Digitalisierungsprozessen alle Beschäftigten mitgenommen werden. Qualifizierung muss nach Ansicht der Frauenkonferenz während der Arbeitszeit stattfinden und die Vereinbarkeit von Privatleben und Erwerbstätigkeit sicherstellen.
Mehr Frauen in Haupt- und Ehrenamt
Der Vorstand soll die positive Entwicklung des Frauenanteils in Haupt- und Ehrenamt weiter vorantreiben. Wenn die IG Metall nach außen weiblicher wird, wird auch eine Mitgliedschaft in der IG Metall für Frauen attraktiver - so die Ansicht der Delegierten. Verbindliche Quoten sind demnach ein Weg, um den Frauenanteil zu erhöhen. Betrieblich soll deshalb eine Geschlechterquote für die Vertrauensleutestrukturen bis zu den Vertrauensleutewahlen 2024 eingeführt werden.
Partnerschaftliche Arbeitsteilungsmodelle
Beschäftigte müssen nach Ansicht der Delegierten die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wie sie ihre Arbeitszeit gestalten wollen, um die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben zu gestalten. Allerdings: Die Gesetzgebung in Deutschland begünstigt manche Arbeits- und Lebensmodelle und benachteiligt Andere. Im Nachteil sind nach wie vor Modelle, in denen Männer und Frauen eine gute Balance zwischen Erwerbs- und Privatleben anstreben. Das will die 21. Frauenkonferenz der IG Metall verändert sehen.
Der Vorstand der IG Metall soll sich für gesetzliche Regelungen zum Ausbau von partnerschaftlichen Arbeitsteilungsmodellen im Erwerbs- und Privatleben einsetzen. Instrumente sind das Elterngeld mit einem Ausbau der verpflichtenden Partnermonate und die Einführung eines Väterurlaubs kurz nach der Geburt.
In Deutschland haben Frauen zwar gleiche Rechte erkämpft, der Weg zur Gleichstellung ist aber steinig. Noch immer verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer. Noch immer machen Frauen seltener Karriere. Die Delegierten der 21. Frauenkonferenz betonen wie wichtig Initiativen für mehr Gleichstellung in Betrieb und Gesellschaft sind.
Letzte Änderung: 06.04.2019