Pressemitteilung der IG Metall
Pressemitteilung 20/2017
18. Mai 2017
Böblingen. Die IG Metall in Baden-Württemberg versteht die hohe Beteiligung von fast 180.000 Beschäftigten an der Befragung 2017 als "klaren Auftrag, die Arbeitszeiten der Beschäftigten zu verbessern und die Angriffe aus dem Arbeitgeberlager abzuwehren", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger auf der jährlichen Bezirkskonferenz vor rund 200 Delegierten und Gästen in Böblingen. Die Befragung hat zum Beispiel ergeben, dass im Südwesten knapp die Hälfte der Beschäftigten 40 Stunden und länger arbeitet - ebenso viele wünschen sich allerdings die 35-Stunden Woche; zwei Drittel würden ihre tatsächliche Arbeitszeit gerne reduzieren.
Zitzelsberger: "Die Wünsche der Beschäftigten und die Realitäten in den Betrieben klaffen weit auseinander. Umso weniger verstehe ich die Arbeitgeber, die notwendige Schutzrechte wie den 8-Stunden-Tag und die 11-stündige Ruhepause am liebsten abschaffen und die Arbeitszeiten der Beschäftigten damit nochmals verlängern würden. Spätestens nach den Ergebnissen unserer Beschäftigtenbefragung müssen sie endlich anfangen, auch die Bedürfnisse der Beschäftigten zu berücksichtigen und nicht nur an sich selbst zu denken."
Die 68. Ordentliche Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg steht unter dem Motto "Politik für Alle - sicher, gerecht und selbstbestimmt." Schwerpunkt des mündlichen Geschäftsberichts waren die Kernziele der kommenden Monate und Jahre, dazu zählt Zitzelsberger: Ausbau und Stärkung der Tarifbindung und der Demokratie in den Betrieben, Beteiligung der Beschäftigten an Lösungen betrieblicher Themen sowie eine größere Handlungsmächtigkeit. "Wir müssen wissen, was die Menschen bewegt, gemeinsam mit ihnen gute Lösungen entwickeln und diese dann auch durchsetzen."
Insbesondere in der Frage der Tarifbindung ist die IG Metall Baden-Württemberg gut vorangekommen, seit der Tarifrunde 2016 haben mehr als 50 Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie erstmalig oder wieder eine Tarifbindung und die Arbeitsbedingungen wurden per Tarifvertrag deutlich verbessert. Zitzelsberger: "Gerecht geht nur mit Tarifvertrag. In Zeiten, in denen Firmen immer mehr Aufgaben fremdvergeben und auslagern, ist es umso wichtiger den Deckungsbereich unserer Tarifverträge auszuweiten - von der Entwicklung, über die Produktion bis zu Logistik und Services."
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, zog als Gastrednerin ein positives Fazit der Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften: "Das zurückliegende Jahr war für den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg ein gutes Jahr. Gemeinsam mit der IG Metall und den anderen Mitgliedern des DGB werden wir auch künftig gute Ergebnisse und Kompromisse erarbeiten, um für die Menschen im Land optimale Perspektiven für Arbeit und Beschäftigung zu erzielen." Sie sei der festen Überzeugung, dass partnerschaftliche Lösungen besser seien als starre, bürokratische rechtliche Vorgaben. "Das geht nur im Schulterschluss der Sozialpartner und im Dialog zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmervertretungen und der Politik."
DGB-Landesvorsitzender Martin Kunzmann appellierte in seinem Grußwort an die Landesregierung, von Eingriffen ins Arbeitszeit- und Bildungszeitgesetz abzusehen: "Einige Parteien - und auch die Landesregierung - überlegen immer wieder laut, dass das Arbeitszeitgesetz reformiert werden sollte. Der DGB und seine Gewerkschaften erteilen einer weiteren Aufweichung eine klare Absage." Er forderte die Landesregierung auf, die berechtigten Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu berücksichtigen. "Nur wenn alle Beteiligten mit im Boot sind, wird es uns gelingen, auf die Veränderungen in der Arbeitswelt die richtigen Antworten zu finden, gute Arbeit zu sichern und werthaltige, gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen."
Mit Blick auf die geplante Überprüfung des 2015 in Kraft getretenen Bildungszeitgesetzes forderte Kunzmann, den Beschäftigten ihre Rechte zur beruflichen, politischen und ehrenamtlichen Weiterbildung nicht wieder wegzunehmen: "Von dem Bildungszeitgesetz kann unsere gesamte Gesellschaft profitieren. Auch die Arbeitgeber profitieren von gebildeten und motivierten Beschäftigten."
Letzte Änderung: 19.05.2017