Pressemitteilung der IG Metall
Pressemitteilung 15/2017
14. April 2017
Stuttgart - Die IG Metall Baden-Württemberg verurteilt die in der SWR-Dokumentation "betrifft: Harte Arbeit - schlechter Lohn. Wie Menschen abgehängt werden" gezeigten Missstände bei Leiharbeit, Werkverträgen und Soloselbstständigkeit aufs Schärfste.
"Das Thema Fremdvergabe aus Kostengründen sehen wir seit jeher kritisch", sagt Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Bisherige Versuche des Daimler-Gesamtbetriebsrats und der IG Metall, für Werksvertragsunternehmen in der Kontraktlogistik, die bei Daimler zum Einsatz kommen, - einschließlich deren Leiharbeiter -, tarifvertragliche Regelungen zu definieren, seien allerdings gescheitert.
Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Daimler: "Es ist ein Riesen-Ärgernis, dass es über Werkvertrags-Konstruktionen überhaupt möglich ist, auf dem Werksgelände Niedriglöhne zu bezahlen. Es ist höchste Zeit, dass das Unternehmen seine Widerstände überwindet und gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall dafür sorgt, dass solche unwürdigen Arbeitsbedingungen ein Ende haben."
Laut Zitzelsberger ist dies kein alleiniges Problem von Daimler, sondern trifft auf weitere Unternehmen in der Automobilindustrie zu, die auf ihrem Werksgelände Tätigkeiten in der Logistik an Fremdfirmen auslagern: "Beschäftigte in der Kontraktlogistik arbeiten zu deutlich schlechteren Bedingungen als es die Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie vorsehen. Beschäftigen diese Firmen dann noch Leiharbeiter, sinkt das Verdienstniveau noch weiter."
Zwar sei es der IG Metall Baden-Württemberg gelungen, in einzelnen Kontraktlogistik-Betrieben Verbesserungen für die Beschäftigten durchzusetzen. Eine tarifvertragliche Lösung für die gesamte Branche sei aber gescheitert. Zitzelsberger: "Unser Ziel ist, mehr Kontraktlogistik-Betriebe zu organisieren und die Verdienste anzuheben. Dazu gehört auch, für Leihbeschäftigte in diesen Betrieben vergleichbare Bedingungen herzustellen."
Den geschilderten Fall eines über eine Werkvertragsfirma auf dem Daimler-Gelände eingesetzten Leiharbeiters, der laut SWR nun offenbar von seinem Arbeitgeber bei Daimler abgezogen wurde, werde die IG Metall weiterverfolgen und auf keinen Fall so stehen lassen. "Solange schlecht bezahlte Unsicherheit für einen Teil der Beschäftigten Realität ist, braucht sich niemand zu wundern, sich am Pranger wiederzufinden. Jetzt geht es darum, solche Zustände umgehend abzuschaffen", so Brecht und Zitzelsberger.
Letzte Änderung: 18.04.2017