Presseinformation 28.04.2014
Daimler-Beschäftigte gegen Umbau der Niederlassungen
Sie waren aus ganz Deutschland nach Untertürkheim angereist, um gegen die Pläne des Vorstands zum Umbau des Vertriebs zu protestieren. Über 4000 Daimler-Beschäftigte waren dazu heute vor die Konzernzentrale des Daimler-Werks gezogen. Sie befürchten unter anderem erhebliche Nachteile beim Entgelt und der Altersvorsorge.
"Own Retail - Neuausrichtung Niederlassung" - so lautet der Titel des Konzepts bei Daimler und vorgesehen sind einschneidende und strukturelle Veränderungen. Betriebsrat und Beschäftigte befürchten, dass die heutige Vertriebsorganisation scheibchenweise zerschlagen werden soll. Von dieser Veränderung sind rund 15 000 Beschäftigte aus den Mercedes-Benz-Niederlassungen betroffen. Für sie könnte die Ausgliederung, der Verkauf ihrer Betriebe oder der ganzen Niederlassung drohen. Sie befürchten zudem eine deutliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen und fordern, dass die tarifvertraglichen Regelungen weiterhin in vollem Umfang eingehalten werden.
Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2017 und der Verkauf von Niederlassungen bis Ende 2015 ausgeschlossen. Das sichern bis dahin Betriebsvereinbarungen. Doch was passiert danach? Bis heute weigert sich das Management den Beschäftigten zu sagen, wie es nach Auslaufen des Kündigungsschutzes für sie weitergeht. Daher ist die Verunsicherung und die Enttäuschung bei den Mitarbeitern über ein solches Vorgehen bei Daimler groß.
Dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten der Niederlassungen fehlt jedes Verständnis dafür, dass das Management die funktionierende konzerneigene Niederlassungsorganisation aufs Spiel setzen will, sagte Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Daimler. Die Niederlassungen seien mit ihrer Umsatzrendite im derzeitigen Marktumfeld durchaus profitabel. Wir bezweifeln stark, dass es sich auf längere Sicht hin auszahlt, unter dem extremen Renditedruck des Kapitalmarkts diese Organisation zu zerschlagen. Die Belegschaften erwarten, dass sie nicht vom Unternehmen abgehängt und zum Verkauf angeboten werden, so Brecht.
Der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, kritisierte ebenfalls die Pläne: Die Beschäftigten erwarten zu Recht vom Unternehmen klare und sichere Zukunftsperspektiven. Dazu gehört zwingend auch die dauerhafte Absicherung ihrer Arbeitsbedingungen. Ein zukunftsweisendes strategisches Konzept kann nach Überzeugung der IG Metall nur zusammen mit den Betriebsräten entwickelt werden - insbesondere in einer Vertriebsorganisation, die davon lebt, dass motivierte Beschäftigte im Verkauf, in den Werkstätten und Büros ihr Bestes geben und einen sehr guten Service leisten.
Die Arbeitnehmervertreter bei Daimler fordern die Unternehmensleitung des Autobauers auf, bei weiteren Gesprächen über die Zukunft der Niederlassungsorganisation die Interessen der Belegschaften zu berücksichtigen. Andernfalls werde es nicht beim heutigen Protesttag bleiben. Der Belegschaft dürfen keine Nachteile entstehen und sie will auch weiterhin Zukunftsperspektiven haben. In den 34 Daimler Niederlassungen arbeiten insgesamt 15 000 Menschen in über 140 Betrieben.
Links:
Michael Brecht Daimlers neuer Betriebsratschef im Portrait/av
StZ - online: Daimler Niederlassungen Mitarbeiter protestieren gegen Verkauf
Stuttgarter Zeitung online - Protest gegen Umbau des Vertriebs
Stuttgarter Nachrichten online - Daimler Mitarbeiter protestieren gegen Verkauf
IG Metall Pressedienst 14/2014
News Beobachter: Belegschaft und IG Metall lehnen Pläne zur Neuausrichtung der Daimler- NDL ab
Handelsblatt online - Beschäftigte protestieren vor Konzernzentrale
Letzte Änderung: 11.05.2014