125 Jahre Belegschaftsgeschichte
Presseinformation
28. April 2011
Buchvorstellung:
"125 Jahre Arbeit und Leben in den Werken von Daimler und Benz
- die Geschichte der Belegschaft und ihrer Interessenvertretung"
- Herausgeber: Gesamtbetriebsrat der Daimler AG und IG Metall Baden-Württemberg Text: Dr. Rainer Fattmann, Bonn, Historiker
- Reportagen und Gestaltung: Jochen Faber, Ludwigsburg
- Erscheinungstermin: 21. Mai 2011
- Würdigung der Leistungen von Generationen von Beschäftigten des Unternehmens in 125 Jahren
- Im Fokus des Buches: Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeziehungen sowie politisches, kulturelles und soziales Leben der Menschen in den Werken
Stuttgart. Dem Gesamtbetriebsrat der Daimler AG und der IG Metall Baden-Württemberg ist es wichtig, dass im Rahmen der diesjährigen Feierlichkeiten zu 125 Jahren Automobil nicht nur die Geschichte des Produkts und des Unternehmens erzählt wird, sondern auch die Geschichte der Belegschaft und ihrer Interessenvertretungen.
Deshalb haben sie gemeinsam den Bonner Historiker Dr. Rainer Fattmann beauftragt, ein Buch über die Geschichte der Belegschaft in den Werken von Daimler und Benz und ihrer Interessenvertretung zu schreiben. Das Buch richtet den Blick darauf, wie die Menschen an den Standorten von Daimler und Benz in den vergangenen 125 Jahren gelebt und gearbeitet haben. Es zeigt, dass sie nicht nur Industriegeschichte, sondern auch Tarif- und Sozialgeschichte geschrieben haben.
Wie war die Arbeit organisiert und wie sahen die Arbeitsbedingungen aus? Welche großen Konflikte gab es und wie wurden diese gelöst? Wann und wie wurde sozialer Fortschritt erreicht? Wie hat sich das Unternehmen den
Beschäftigten gegenüber verhalten?
Welchen Einfluss nahmen IG Metall und Betriebsräte? Wie war das Verhältnis zwischen Unternehmen und Interessenvertretung? Das sind nur einige der Fragen, die der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall gestellt haben. Der
Historiker Dr. Rainer Fattmann hat zu ihrer Beantwortung Einblick in umfangreiches historisches Material genommen.
Die jüngere Geschichte der Belegschaften in den Werken wird in diesem Buch auch durch Zeitzeugen lebendig gemacht. Viele ehemalige Betriebsräte haben Jochen Faber ihre Geschichte(n) erzählt. Dadurch kommen die Besonderheiten der Standorte in eindringlicher Weise zur Sprache. Dass in diesem Buch Geschichte (be-)greifbar wird, ist auch ein Verdienst vieler heutiger Beschäftigter: Sie sind einem Aufruf der Betriebsräte in den Werken gefolgt und haben in Kisten und auf Dachböden nach historischen Fotos und Dokumenten gefahndet. Das von ihnen zur Verfügung gestellte Bildmaterial illustriert nun "125 Jahre Arbeit und Leben in den Werken von Daimler und Benz".
Erich Klemm, Gesamtbetriebsratsvorsitzender: "Das Buch zeichnet das Bild einer Belegschaft, der von Anfang an nichts geschenkt wurde. Die Belegschaftsgeschichte ist seit den ersten Jahren geprägt von Konflikten um Arbeitszeiten,
Überstunden, Akkordsätze und um die Rolle der Interessenvertretung und der Gewerkschaften in den Werken. Es ist aber auch das Bild einer stolzen, kämpferischen Belegschaft, die sich ihre Rechte und sozialen Fortschritt in
fast allen Phasen der Geschichte erstritt. Es zeigt eine starke gewerkschaftliche und betriebliche Interessenvertretung, die von Beginn an nicht nur mit der Organisation von Widerstand und Streiks, sondern auch am Verhandlungstisch
für die Belegschaft viel erreichte. Allein in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus lagen Macht und Recht in anderer Hand."
Für IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann ist die Geschichte Daimlers untrennbar verknüpft mit der Geschichte der baden-württembergischen Gewerkschaftsbewegung. "Daimler war und ist einer der wichtigsten Arbeitgeber
des Landes und eines der größten und innovativsten Unternehmen der heimischen Metall- und Elektroindustrie. Deshalb spielte die Belegschaft von Daimler und Benz mehr als einmal eine mit entscheidende Rolle, wenn die
Tarifparteien um höhere Entgelte und bessere Arbeitsbedingungen stritten. Ohne die starke Verankerung der IG Metall in der Belegschaft und deren selbstbewusstes Eintreten für ihre Interessen wäre die
Durchsetzungsfähigkeit der IG Metall in Baden-Württemberg nicht die, die sie bis heute ist. Dazu gehören auch Repräsentanten an der Spitze der Belegschaft, die immer das gemeinsame Interesse der Arbeitnehmerschaft vor
betriebliche Einzelinteressen stellten und eng in den Entscheidungsorganen der Gewerkschaft eingebunden waren und sind.
Sie haben mit ihren Belegschaften Industrie- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben.
Und sie schreiben sie heute weiter, wenn es um eine nachhaltige ökologische und soziale "Neuerfindung" des Autos und der dahinter stehenden Wertschöpfungsketten geht.
Dr. Rainer Fattmann, Autor: "In der heutigen akademischen Geschichtsschreibung spielen Arbeitnehmer, ihre Arbeitsbedingungen und die betrieblichen und überbetrieblichen Arbeitsbeziehungen üblicherweise eine bestenfalls untergeordnete Rolle. Die vorliegende Darstellung unternimmt den Versuch, zentrale Aspekte der Geschichte der Belegschaften - und ihrer Interessenvertretungen - der heutigen Daimler AG und ihrer Vorläufer in ihren Grundzügen aufzuzeigen. Bisher vorliegende unternehmenshistorische Überblicksdarstellungen des Daimler-Benz-Konzerns und seiner Werke betonen in zuweilen verzerrender Weise die zweifellos vorhandenen sozialpartnerschaftlichen Traditionen im Konzern. Vorliegende Darstellung korrigiert dieses Bild."
Jochen Faber, Agentur Info & Idee: "Es ist eine große Freude für einen Buchgestalter, der auch noch eine journalistische Ausbildung hat, an einer solchen Veröffentlichung in diesem Umfang teilzunehmen. Auf einer Rundreise durch Deutschland traf ich alte Hasen der Betriebsratsarbeit in den Werken von Daimler und Benz, die viele spannende Geschichten zu erzählen haben. Die daraus zusammengestellten Eindrücke sind persönlich und subjektiv - für Leserinnen und Leser dieses Buches hoffentlich die perfekte Ergänzung zum klug ausgewählten und verdichteten wissenschaftlichen Überblick über die Geschichte der Menschen in diesem Unternehmen. Für Beschäftigte "beim Daimler", "beim Benz" und "bei Mercedes" ist es wohl eine Art erweitertes Familienalbum geworden. Für alle anderen ein ansprechendes und spannendes Buch über Hunderttausende von Menschen, die in 125 Jahren dieses große Kapitel Industrie- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben haben."
Letzte Änderung: 06.06.2011