30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT
30 Jahre nach der Deutschen Einheit gibt es genug zu tun. Der Riss in der Arbeitswelt verläuft aber nicht unbedingt zwischen Ost und West. Er verläuft vor allem zwischen Betrieben mit und ohne Tarifvertrag. Die Arbeit in einem ostdeutschen Metall-Unternehmen mit Tarif ist oft besser als die in einem tariflosen West-Betrieb.
Allerdings arbeiten im Osten deutlich weniger Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen (Ost: 45 Prozent, West: 53 Prozent). Was das bedeutet zeigt eine aktuelle Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach unterbieten tariflose Betriebe im Osten die Konditionen der Tarifverträge besonders deutlich. In Brandenburg zahlen tariflose Betriebe 17,7 Prozent weniger pro Monat als vergleichbare Betriebe mit Tarif. In Sachsen-Anhalt sind es sogar 18,3 Prozent weniger.
Wo Tarifverträge gelten, hat der Osten mit dem Westen vielfach gleichgezogen. In der Metall- und Elektroindustrie unterscheiden sich die Tarifentgelte in Sachsen nicht von denen in Hessen oder im Rheinland. Die Stundenlöhne sind in Sachsen wegen der längeren Arbeitszeit niedriger. Die IG Metall fordert weiterhin: 35 Stunden-Woche auch im Osten. Eine Einigung darüber war mit den Arbeitgebern bisher nicht möglich.
Wenn sich die Arbeitsbedingungen im Osten weiter verbessern sollen, heißt das vor allem: Eintritt in die Gewerkschaft, Tarifverhandlungen. Dann ist vieles möglich. Das zeigen die Belegschaften, die in den vergangenen Jahren erstmals Tarifverträge erkämpft haben.
Wiedervereinigung im Kopf
Neben der Annäherung bei vielen Wirtschaftsdaten gibt es auch einen Trend zur mentalen Wiedervereinigung: "Die Mauer in den Köpfen bröckelt" - zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Otto-Brenner-Stiftung.
"In beiden Teilen Deutschlands nimmt das Fremdheitsempfinden des je anderen Teils stetig ab," urteilen die Forscher. Außerdem ergab die Untersuchung: Je jünger die Befragten in Ost und West, desto ähnlicher beurteilen sie die Wiedervereinigung.
Quelle: IG Metall
Letzte Änderung: 02.10.2020