Drei Fragen an ... Ergun Lümali

Interview und Befragung

22.04.2020 Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender am Standort Sindelfingen, stellv. Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Mitglied des Aufsichtsrats der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG im Interview zu Corona.

Seit dieser Woche treten die ersten Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Kraft. Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter dürfen wieder öffnen und auch die Wirtschaft läuft langsam wieder an. Doch die Gesundheitsgefahr ist noch nicht gebannt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die neuen Arbeitsschutzstandards eingehalten werden. Was das für die Betriebe in Baden-Württemberg und das Anlaufen der Produktion bedeutet, wird im Corona-Newsletter der IG Metall Baden-Württemberg beleuchtet. In der aktuellen Ausgabe stellt sich Ergun Lümali, den Fragen rund um das Thema Corona und die Folgen.

Als Betriebsratsvorsitzender bei Daimler Sindelfingen musst Du aufgrund der Corona-Pandemie viele neue Aufgaben bewältigen. Was war die größte Herausforderung?

Das Corona-Virus hat unsere Welt ganz schön auf den Kopf gestellt. Nicht nur im Privaten, auch in den Betrieben haben wir weitreichende und einschneidende Veränderungen vereinbaren müssen.

Wir bewegen uns permanent in einem Spannungsfeld zwischen dem Schutz der Gesundheit unserer Beschäftigten und dem Wiederaufnehmen des Betriebs.

Wir sind es ja gewohnt viele Themen zu jonglieren, aber gerade das Thema Infektionsschutz war äußerst herausfordernd und wir haben alle massiv dazu gelernt.

Ihr bereitet gerade den Wiederanlauf vor. Worauf sollten Deine Kollegen in anderen Betrieben in dieser Situation achten?

Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender Standort Sindelfingen

Ganz klar, Gesundheitsschutz ist das A und O.

Unser Anspruch bei Daimler ist, dass sich unsere Beschäftigten im Betrieb sicherer als im öffentlichen Bereich fühlen. Und dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen. Und das muss sehr frühzeitig beginnen.

Wir haben zum Beispiel im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen um die 100 Punkte identifiziert, für die wir Lösungswege erarbeitet haben, die zum Tragen kommen, wenn die Produktion wieder anläuft.

Das betrifft beispielsweise den Weg zur Arbeit und auf dem Werksgelände, Pausen- und Umkleideräume, Kantinen, Umgang mit Stempeln und vieles mehr.

Hast Du etwas aus der Krise gelernt, das Du auch künftig in Deinem Arbeitsalltag und -umfeld beibehalten willst?

Für uns Gewerkschafter ist Solidarität ein hoher Wert.

Wir fühlen und handeln nicht nur solidarisch, sondern wir kämpfen notfalls auch dafür, dass fühlbare und praktische Solidarität nicht ihre Bedeutung verliert. Das haben wir auch in der aktuellen Krise bewiesen.

Dieses Verständnis von Solidarität, gepaart mit Empathie und Entscheidungswillen sowohl in den BR-Gremien als auch auf Unternehmensseite, hat sich in den letzten Wochen bezahlt gemacht.

Deshalb erwarten wir, dass die Unternehmen nicht nur in Krisenzeiten solidarisches Handeln als selbstverständlich erachten.

Letzte Änderung: 22.04.2020