Pressemitteilung 26/2019
Mit einem Demonstrationszug und anschließender Kundgebung vor der Stuttgarter Mahle-Zentrale demonstrieren heute über 2000 Beschäftigte gegen die angekündigten Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen bei dem Autozulieferer. Neben Beschäftigten aus verschiedenen Werken in Deutschland und Portugal nehmen daran auch Kolleginnen und Kolleginnen von Daimler in Stuttgart-Untertürkheim und von Bosch in Feuerbach teil.
Uwe Schwarte, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Mahle: "Unsere Arbeitgeber bei Mahle machen bisher keine großen Anstalten, uns hier eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Stattdessen sieht es so aus, dass die Standorte in Deutschland einfach auslaufen sollen - nicht nur bei Mahle, sondern auch bei anderen Autozulieferern." In den vergangenen Wochen hatte Mahle angekündigt, in Stuttgart knapp 400 Arbeitsplätze zu streichen und das Werk in Öhringen bis Ende 2020 zu schließen. Ebenfalls waren in jüngster Zeit massive Sparpläne beim Autozulieferer Marquardt in Rietheim und die Schließung des Conti-Werks in Oppenweiler publik geworden.
Und das sind keine Einzelfälle: In jedem zweiten Betrieb in den baden-württembergischen IG Metall-Branchen stehen nach einer Umfrage unter rund 200 Betriebsräten aktuell Kostensenkungen an. Zwar unterscheiden sich die Überschriften der Sparprogramme zwischen den Betrieben, Leidtragende sind aber häufig die Beschäftigten: Einstellungsstopp, Arbeitsplatzabbau, Ausbau prekärer Beschäftigung und Verlagerungen nach Osteuropa - mit diesen Schlagworten werden die Betriebsräte in IG Metall-Branchen derzeit konfrontiert. Hinzu kommen zusammengestrichene Investitionsbudgets und Sparpläne bei der Qualifizierung von Beschäftigten.
Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Die Anzeichen häufen sich, dass etliche Unternehmen den Wandel der Zukunft mit Konzepten von Gestern gestalten wollen. Dabei nutzen sie teils auch das allgemeine Umfeld der Transformation aus, um strukturelle Probleme zu lösen. Davor können wir nur warnen: Wer ganze Standorte kaputtspart und Investitions- und Weiterbildungsbudgets zusammenstreicht, wird die Zukunft nicht bewältigen können."
Die IG Metall fordert von den Unternehmen anstelle von alten Konzepten zur Kostenoptimierung Zukunftsperspektiven für jeden Standort und für alle Beschäftigten. "Veränderung wird es immer geben und wir sind auch bereit, diese Veränderungen mitzugehen. Aber dazu braucht es kluge Prozesse und Weitsicht statt Streichkonzerte." Zwar sind die Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Betriebsräte-Umfrage verglichen mit 2018 zurückgegangen. Dabei handelt es sich laut Zitzelsberger aber um eine Normalisierung nach Jahren der Hochkonjunktur. Die Einschätzungen für den weiteren Jahresverlauf in 2019 sind stabil, "für Schwarzmalerei rund um die Konjunktur besteht kein Anlass."
Allerdings wird es aus Sicht der IG Metall höchste Zeit, die Veränderungen rund um Digitalisierung und Elektromobilität und den damit einhergehenden Wandel der Arbeitswelt in den Betrieben vorzubereiten und mitzugestalten. Das unterstreicht einmal mehr die heutige Mahle-Demonstration.
GBR-Vorsitzender Schwarte: "Wir wollen den Wandel nicht blockieren, sondern voranbringen. Aber dazu brauchen wir endlich ein Bekenntnis und Konzepte zu den deutschen und europäischen Standorten und einen fairen Dialog zur Transformation, der unsere Beschäftigten auf die neuen Aufgaben und technischen Gegebenheiten vorbereitet." Das funktioniere am besten, wenn Unternehmen, Betriebsräte und IG Metall zusammenarbeiten, ergänzt Zitzelsberger. Klar sei aber auch: "Arbeitgebern, die ihre Zukunft vorrangig im Ausland sehen und ihre Beschäftigten vor Ort bluten lassen, werden wir mit massivem Widerstand entgegentreten."
Letzte Änderung: 25.07.2019