Standort Untertürkheim - Weltfrauentag
100 Jahre Frauenwahlrecht! Am 19. Januar 1919 wählte Deutschland ein neues Parlament. Das Besondere: Erstmals durften auch Frauen am politischen Geschehen in Deutschland teilhaben. Sie durften zum ersten Mal wählen und gewählt werden. Am 26. Mai 2019 wählt Europa ein neues Parlament und gibt uns somit erneut die Möglichkeit von diesem Recht Gebrauch zu machen: Auch der diesjährige Internationale Frauentag stand ganz im Zeichen der Europawahl.
Seit 100 Jahren können sich Frauen aktiv und passiv am politischen Geschehen beteiligen. Doch der Weg dahin war weit. Über viele Jahrzehnte hatten entschiedene Frauenrechtlerinnen darum gekämpft, dass Frauen mitbestimmen dürfen.
Bei den Frauencafés im Werk Untertürkheim würdigten am diesjährigen Internationalen Frauentag deshalb viele Kolleginnen und Kollegen die bisherigen großen und kleinen Erfolge auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau. Betriebsrätinnen und Betriebsräte diskutierten bei Kaffee und Kuchen mit ihren Kolleginnen. Im Mittelpunkt stand vor allem die Frage, wie die Situation von Frauen im Betrieb und in der Gesellschaft aktuell noch verbessert werden könnte.
Melanie Rössler (li.) aus PT/STF gehört als Frau in ihrem Bereich zur Minderheit, wie sie sagt. Sie freut sich über die Frauencafés, weil sie hier andere Frauen kennenlernen und ins Gespräch kommen kann. "Außerdem ist es schön auch mal einen Einblick in die Themen in anderen Bereichen zu bekommen", sagt Melanie. Großes Verbesserungspotential sieht sie in der Situation von Frauen mit Kindern in der Produktion. "Mütter in der Produktion kommen aus ihren Schichtverträgen nicht raus. Für diejenigen, die ihre Kinder gerne mit erziehen möchten, sorgt das für eine enorme Belastung. Ich würde mir vom Unternehmen wünschen, dass diese Frauen besser unterstützt werden.
Feyza Yavuz (re.) ist Leiharbeitnehmerin. Obwohl auch sie in ihrem Arbeitsumfeld nur eine von wenigen Frauen ist, fühlt sie sich in ihrem Bereich sehr wohl. "Meine Kollegen sind sehr hilfsbereit und unterstützen mich immer, wenn ich sie brauche".
Die Errungenschaft des Wahlrechts vor 100 Jahren legt einen wichtigen Grundstein für die gesetzliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern: Das Rollenbild hat sich gewandelt und die Zahl berufstätiger Frauen wächst. Und dennoch bleiben große Herausforderungen, die es anzupacken gilt, wie zum Beispiel die nach wie vor bestehende ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern.
"Wir setzen uns im Betrieb schon lange dafür ein, dass Frauen bei gleichwertiger Arbeit auch gleich bezahlt werden, sie gezielt gefördert und ihnen mehr Chancen auf eine Karriere eröffnet werden - aber wir sind noch lange nicht am Ziel." Fotini Kiosse, Betriebsrätin im Werk Untertürkheim.
So tragen die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie regelmäßig für die Gleichstellung in der Arbeitswelt und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Erst im vergangenen Jahr wurde mit dem Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen ein tolles Tarifergebnis in der Metall- und Elektroindustrie durchgesetzt: "Der Anspruch auf verkürzte Vollzeit und die Wahlmöglichkeit acht zusätzliche freie Tage für Kolleginnen und Kollegen die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder langjährig in Schicht arbeiten, dient der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf." Michael Häberle, Betriebsratsvorsitzender im Werk Untertürkheim.
Fest steht aber, dass es bis zur tatsächlichen Gleichberechtigung in allen Lebens- und Arbeitsbereichen noch ein weiter Weg ist. Die größte Herausforderung in den nächsten Jahren wird sicher sein, die Errungenschaften der Frauenbewegung zu verteidigen. Denn in ganz Europa erstarken rechtspopulistische Kräfte die ein rückwärtsgewandtes und antifeministisches Frauenbild propagieren. Umso wichtiger ist es also, dass Frauen am 26. Mai von ihrem 100 Jahre alten Recht Gebrauch machen und mit ihrer Stimme die Demokratie in Europa stärken.
Letzte Änderung: 11.03.2019