Zukunft der Berufsausbildung
Die IG Metall Baden-Württemberg setzt sich für eine Modernisierung der dualen Ausbildung ein, um mit den Veränderungen der Arbeitswelt Schritt halten zu können. Dazu sind vor allem eine Tarifbindung für dual Studierende, moderne Lehr- und Lernmittel und zeitgemäße Regelungen für Fahrtkosten und Wohnzuschüsse notwendig. Zwar sind Auszubildende und dual Studierende in den Branchen der IG Metall grundsätzlich mit ihrer Berufsausbildung zufrieden, ergibt eine aktuelle Umfrage. Der Wandel der Arbeitswelt im Zuge von Digitalisierung und neuen Technologien rund ums Automobil macht eine ständige Anpassung der Ausbildungsinhalte aber erforderlich.
Von September bis November 2018 haben auf Initiative der IG Metall Jugend Baden-Württemberg 4300 junge Menschen aus rund 100 Betrieben die Qualität ihrer Ausbildung oder ihres dualen Studiums mit Praxisphasen in Unternehmen bewertet. "Die hohe Teilnahme zeigt, wie aktuell das Thema ist und wie dringend Veränderungen bei den Ausbildungsinhalten angeschoben werden müssen", sagt Stefanie Holtz, Bezirksjugendsekretärin der IG Metall im Südwesten. Die Gewerkschaft strebt deshalb unter anderem einen neuen, zukunftsfähigen Manteltarifvertrag Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie an.
Neuer Manteltarifvertrag auch für dual Studierende
Holtz: "Unser Ziel lautet, das Beste für Alle! Es ist nicht nachzuvollziehen, warum für dual Studierende in den meisten Betrieben keine Tarifbindung gilt. Auch sie wollen in einen neuen Manteltarifvertrag einbezogen werden." Die fehlende Rechtssicherheit wird von den dual Studierenden als größte Ungerechtigkeit bewertet: In der Befragung wünschen sich 95 Prozent eine Übernahmeregelung wie sie Auszubildende haben, gefolgt von Ansprüchen auf tarifliche Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Obwohl die Zufriedenheit mit der Ausbildung und dem dualen Studium hoch ist, gibt es aus Sicht der Befragten insbesondere bei Lehrkräften und Lernmitteln, Fahrtkosten und Wohnzuschüssen sowie beim Betreuungsstandard durch die Ausbilder Verbesserungsbedarf. Jeder dritte Auszubildende gibt an, unzureichend qualifizierte Lehrkräfte an der Berufsschule seien das gravierendste Problem; jeder vierte bewertet die Ausstattung als schlecht. Unter den dual Studierenden sehen sogar 43 Prozent die Qualifikation der Dozenten an der Hochschule als das dringendste Problem an, gefolgt von fehlender und/oder mangelhafter Ausstattung. Solche Themen lassen sich zwar tarifpolitisch nicht lösen. "Wir setzen uns aber trotzdem für eine Verbesserung dieser Missstände ein, beispielweise im Rahmen der anstehenden Novellierung des Berufsbildungsgesetzes", so Holtz.
Fehlende Ausbildungsmittel und Zuschüsse
Zahlreiche junge Menschen beklagen zudem, dass ihnen Laptops und mobile Endgeräte fehlen, um effizient zu lernen, das erforderliche Berichtsheft digital zu führen oder Studienarbeiten anzufertigen. 30 Prozent der Auszubildenden und 40 Prozent der dual Studierenden geben an, dass ihnen nicht alle benötigten Ausbildungsmittel kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Fahrtzeiten, insbesondere dual Studierende müssen während ihrer Theoriephasen häufig weite Wege an die Hochschule zurücklegen. Jeder Zweite bekommt vom Arbeitgeber keinen Wohnzuschuss für eine Unterkunft in Hochschulnähe.
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg: "In den nächsten Monaten werden wir die Anforderungen an eine moderne Ausbildung weiter diskutieren. Unsere heutigen Auszubildenden und Studierenden sind die Fachkräfte von Morgen. Nur mit einer guten Ausbildung 4.0 und tarifvertraglichen Regeln für dual Studierende wird es eine gute Industrie 4.0 geben."
Letzte Änderung: 28.01.2019