Tarifrunde 2018
Mit einem Austausch der Forderungen zwischen IG Metall und Südwestmetall haben am Mittwoch, 15.11.2017, die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Deutschland begonnen. Hierzu fanden sich die beiden Parteien in der Kongresshalle Böblingen ein.
Begleitet wurde die erste Verhandlungsrunde von einer Aktion der Daimler-Vertrauensleute aus Sindelfingen. Bei den Metallerinnen und Metallern, stößt die Haltung der Arbeitgeber auf Unverständnis. Mit einem "Tauziehen" der besonderen Art überraschten die Daimler-Vertrauensleute aus dem Forschungs- und Entwicklungsbereich die Vertreter der Arbeitgeber vor Beginn der Verhandlungen. Nach mehr als zwei Stunden trennten sich die Verhandlungsführer für die baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie in Böblingen ohne Annäherung.
Miteinander für Morgen
Die IG Metall fordert in der Tarifrunde 2018 für die Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie eine Entgelterhöhung von 6 Prozent für 12 Monate. Zudem will die IG Metall einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für bis zu 2 Jahre mit einem Rückkehrrecht zur 35-Stunden-Woche erreichen. Für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen oder Kindern unter 14 Jahren soll es dafür einen Entgeltzuschuss von ca. 200 Euro pro Monat geben, soweit sie ihre Arbeitszeit um mindestens 3,5 Stunden pro Woche reduzieren. Für Beschäftigte in Schichtarbeit und anderen belastenden Arbeitszeitmodellen, die ihre Arbeitszeit absenken, fordert die IG Metall einen Zuschuss von ca. 750 Euro pro Jahr.
Kürzer arbeiten oder länger?
Die IG Metall sei "genau am Puls der Zeit", sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger zum Auftakt der Verhandlungen in Böblingen. Die Menschen in den Betrieben, die heute quasi jeden Flexibilitätsanspruch der Arbeitgeber erfüllten, bräuchten diese Möglichkeit auch für sich, zum Beispiel um Angehörige zu pflegen oder Kinder zu betreuen. Die Arbeitgeber lehnen die Forderungen ab und kündigten an, eigene aufzustellen - zum Beispiel zur Lockerung von Arbeitszeitregeln. Kein Verständnis zeigte Roman Zitzelsberger für die harte Haltung der Gegenseite zum Arbeitszeitthema.
Forderungskatalog der Arbeitgeber widerspricht Bedürfnissen der Beschäftigten
Eine Absage erteilte Zitzelsberger den seitens der Arbeitgeber aufgestellten Forderungen zur Arbeitszeit: wie beispielsweise einer Ausweitung von 40-Stunden-Verträgen über die bereits heute bestehenden Quoten, einer vom Arbeitgeber angeordneten situationsbezogenen kollektiven Arbeitsausweitung sowie Vorstellungen zur Umwandlung der täglichen in eine wöchentliche Maximal-Arbeitszeit. "Solche Vorschläge widersprechen den Bedürfnissen der Beschäftigten und sind mit der IG Metall nicht zu machen.".
Nächste Schritte in der Tarifrunde 2018
Am 14. Dezember soll die zweite Tarifverhandlung für Baden-Württemberg im Forum in Ludwigsburg stattfinden. Bis dahin erwartet die IG Metall Annäherungen seitens der Arbeitgeberseite. Die geltenden Tarifverträge laufen noch bis zum 31. Dezember 2017. Dann endet die Friedenspflicht, und erste Warnstreiks wären möglich.
Links:
Film auf Youtube: Rund 300 Beschäftigte aus Sindelfingen unterstützten die Forderung lautstark.
Auftakt der Metall- und Elektro-Tarifrunde ohne Annäherung
SWR: Freizeit ist die neue Währung
Handelsblatt.com: Arbeitgeber fordern längere Arbeitszeiten
IG Metall-Vorstand empfiehlt Forderung für Metall-Tarifrunde
Letzte Änderung: 30.11.2017