Daimler GesundheitsCheck
In der Sitzung Mitte Dezember 2016, hat der Gesamtbetriebsrat seine Zustimmung zum Regelungspaket "Daimler GesundheitsCheck und Anwesenheitsbonus" erteilt.
Schon vor der Beschlussfassung gab es dazu kontroverse Debatten in den Medien. Auslöser war ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung, die offenbar von einem Kollegen unterrichtet wurde. Die öffentliche Empörung entzündete sich an der Tatsache, dass die Daimler-Beschäftigten künftig Geld dafür erhalten, wenn sie keine oder wenig krankheitsbedingte Fehlzeiten haben. Diejenigen, die ohnehin mit Gesundheit gesegnet seien, würden damit noch extra belohnt, hieß es in den Kommentarspalten. Experten spekulierten außerdem über kranke Beschäftigte, die sich aufgrund der Bonuszahlung trotzdem zur Arbeit schleppen und dort ihre Kollegen anstecken.
Warum also hat der Gesamtbetriebsrat dennoch in seiner heutigen Sitzung dem Anwesenheitsbonus zugestimmt?
Weil das Gremium den Daimler GesundheitsCheck - eine umfassende, kostenfreie und vorbildliche Vorsorgeuntersuchung - für alle Beschäftigten sichern wollte. In den Pilotwerken Bremen, Zentrale und Kassel, in denen die
Vereinbarungen GesundheitsCheck und Anwesenheitsbonus bereits zwei Jahre lang getestet wurden, haben die Kolleginnen und Kollegen dieses Angebot des Werksärztlichen Diensts gut angenommen. Dabei konnten bei vielen gesundheitliche
Probleme frühzeitig erkannt und darauf rechtzeitig richtig reagiert werden. So stellen wir uns ein attraktives und nachhaltiges Gesundheitsmanagement vor.
Das Unternehmen investiert erhebliche Summen in dieses Angebot. Daher kam eine flächendeckende Einführung für die Verantwortlichen nur in Frage, wenn der Gesamtbetriebsrat auf der anderen Seite dem Anwesenheitsbonus zustimmt. Davon erwartet sich die Unternehmensleitung eine deutliche Senkung der Fehltage und damit Kosteneinsparungen.
Ein fest verschnürtes Paket
Den GesundheitsCheck gab es also nur gemeinsam mit dem Anwesenheitsbonus in einem fest verschnürten Paket. Die vielfach vorgebrachten Argumente, dass die beiden Themen nicht aneinander gekoppelt werden sollen, konnte die
Unternehmensleitung nicht überzeugen. Allerdings konnten wir erreichen, dass das Bonusprogramm nach zwei Jahren automatisch ausläuft, der GesundheitsCheck den Daimler-Beschäftigten aber bis auf weiteres erhalten bleibt.
Den Bonus zahlt das Unternehmen on top, d.h. die Gelder werden nicht irgendwie in der Belegschaft umverteilt oder gar vom Einkommen abgezogen. Hinzu kommt, dass den Betriebsräten in den Pilotwerken nicht von größeren
Verwerfungen berichtet wurde - Fälle, in denen sich "ganze Abteilungen krank in die Firma schleppten, um den Bonus nicht zu verlieren" (Anfrage der Stuttgarter Zeitung), sind ihnen nicht bekannt. Offenbar gehen die
Daimler-Beschäftigten verantwortungsvoll mit ihrer Gesundheit und der ihrer Kolleginnen und Kollegen um.
Der Gesamtbetriebsrat hatte also die Wahl und hat sich dafür entschieden, den GesundheitsCheck zu ermöglichen und den Anwesenheitsbonus für zwei Jahre in Kauf zu nehmen. Er kann das Unternehmen ohnehin nicht daran hindern, Geld an die Beschäftigten auszuzahlen. Allerdings hält er weiterhin jeden Cent, der in Ergonomiemaßnahmen und Gesundheitsprävention gesteckt wird, für sinnvoller investiert. Die immer wiederkehrenden Versuche der Unternehmensleitung, die Ergebnisbeteiligung mit krankheitsbedingten Fehlzeiten zu verknüpfen, werden wir weiterhin entschieden zurückweisen.
Letzte Änderung: 17.12.2016