Pressemitteilung der IG Metall
Pressemitteilung 39/2016
Stuttgart - Die Zukunft der Automobilindustrie in Baden-Württemberg hängt davon ab, wie gut es gelingt, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dazu gehören neben dem technologischen Wandel hin zu elektrischen, batteriebetriebenen Fahrzeugen Trends wie das vernetzte und automatisierte Fahren sowie neue Serviceleistungen rund um alternative Mobilitätskonzepte.
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs steht derzeit besonders im Fokus, weil hier von einem höheren Anteil an elektrifizierten Antrieben auszugehen ist als im Rahmen der E-Lab-Studie 2012 angenommen (Studie im Auftrag der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats und Vorstands der Daimler AG zur Wirkung der Elektrifizierung des Antriebsstrangs auf Beschäftigung). Die Studie geht im realistischsten Szenario von 10 Prozent batteriebetriebenen Neufahrzeugen 2030 aus, heutige Untersuchungen erwarten eher 20 bis 25 Prozent - und zwar bereits 2025.
"Diese Entwicklung stellt die komplette automobile Wertschöpfungskette in Baden-Württemberg und ihre Beschäftigten vor große Herausforderungen", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg anlässlich des baden-württembergischen Automobildialogs. Betroffen sind neben den Fahrzeug-Herstellern alle Zulieferer, die Teile des herkömmlichen Antriebsstrangs produzieren - vom Kühler bis zum Kolben, vom Getriebe bis zur Dieselpumpe und Abgasanlage.
Die IG Metall hat den Anspruch, diese Veränderungen gemeinsam mit den Beschäftigten und Unternehmen zu gestalten. Zitzelsberger: "Ein solcher Wandel braucht Sicherheit. Wir erwarten von den Unternehmen die Zusagen, dass sich die Beschäftigten keine existenziellen Sorgen machen müssen, dass sie in den Wandel eingebunden und dafür qualifiziert werden."
Der zunehmende Bedarf an Leistungselektronik und Hochleistungsbatterien schafft zudem neue Arbeitsplätze, ebenso neue Geschäftsfelder rund um alternative Mobilitätskonzepte. Die IG Metall hält es zudem für notwendig, in Baden-Württemberg eine Batteriezellenfertigung anzusiedeln. "Das schafft Beschäftigung und macht den Standort langfristig zukunftssicher, da dann auch bei alternativen Antrieben vor Ort die komplette Wertschöpfungskette abgebildet werden kann."
Daneben gilt es konventionelle Antriebe hinsichtlich Schadstoff- und CO2-Ausstoß weiter zu optimieren. Selbst wenn sich rein elektrische Fahrzeuge schneller ausbreiten als erwartet, werden konventionelle Antriebe auch noch in zehn Jahren die deutliche Mehrheit stellen. "Ein dringend für den Übergang zur Elektromobilität benötigtes Produkt wie der Diesel darf jetzt nicht durch unsinnige Verbotsforderungen diskreditiert werden, das schafft nur Verunsicherung. Besser ist, die CO2-Belastung durch den Individualverkehr weiter zu reduzieren", so Zitzelsberger. Die IG Metall habe dazu einen 5-Punkte-Vorschlag erarbeitet.
Von der Politik erwartet der Gewerkschafter, alles daran zu setzen, damit der Umstieg auf Elektrofahrzeuge gelingt. Neben technischen Fragen wie der Batteriespeicherkapazität und der Ladegeschwindigkeit sei vor allem entscheidend, "inwieweit die Politik in der Lage ist, dafür benötigten Strom in der richtigen Menge, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und aus regenerativer Produktion zur Verfügung zu stellen."
Letzte Änderung: 25.10.2016