Pressemitteilung der IG Metall
Pressemitteilung 36/2016
09. Juli 2016
Ludwigsburg. Auch am zweiten Tag ihrer Großen Bezirkskonferenz hat sich die IG Metall Baden-Württemberg mit Zukunftsfragen beschäftigt. Im Mittelpunkt standen der Ausbau der Tarifbindung sowie die neue Arbeitszeitkampagne der IG Metall. Der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann wies darauf hin, dass im Schnitt nur gut jeder zweite Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in einem tarifgebundenen Betrieb arbeitet. "Das hat massive Auswirkungen auf Einkommen, Arbeitszeit und Urlaubsansprüche. Deshalb ist die Erhöhung der Tarifbindung unser zentrales Ziel", so Hofmann.
Dies sei nicht zuletzt deswegen erforderlich, um die digitale Revolution der Arbeitswelt im Interesse der Beschäftigten mitzugestalten. Vor allem die Arbeitszeitpolitik steht im Fokus. Hofmann: "Arbeitszeit muss beeinflussbar sein,
wir müssen neue tarifliche Lösungen für sichere und planbare Arbeitszeiten finden. Klar ist: Jede geleistete Stunde muss erfasst und vergütet werden - egal ob am Band, im Büro, auf Montage oder im Homeoffice."
Zudem müsse Arbeitszeit selbstbestimmter werden und Raum zum Beispiel für Kindererziehung, Pflege oder berufliche Weiterbildung lassen. Die Realität in vielen Betrieben sind hingegen ausufernde Arbeitszeiten, unbezahlte
Überstunden und ein stetig steigender Leistungsdruck. Wie sehr das Thema die Menschen beschäftigt, hat jüngst eine Konferenz über Arbeitszeit in Böblingen gezeigt, an der mehr als 400 Betriebsräte und
Vertrauensleute der IG Metall aus Baden-Württemberg teilgenommen haben.
Die IG Metall wird sich im Rahmen ihrer Kampagne "Mein Leben, meine Zeit - Arbeit neu denken" in den nächsten anderthalb Jahren intensiv mit allen Facetten von Arbeitszeit beschäftigen und dazu auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragen. Der Verfall von Arbeitsstunden soll gestoppt, mobile Arbeit geregelt und Beschäftigung in Schichtsystemen humaner gestaltet werden. In der Tarifrunde 2018 könnten flexible Arbeitszeitregeln in die Forderung einfließen.
"Im Kern wird es darum gehen, das richtige Verhältnis zwischen notwendiger Flexibilität für das Unternehmen und dem Wunsch nach Zeitsouveränität der Beschäftigten zu finden", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Im Zuge von Globalisierung und Produktionstrends wie Industrie 4.0 ändere sich die Arbeitswelt dramatisch und verlange den Beschäftigten zusätzliche Flexibilität ab. Zitzelsberger: "Auch in Zukunft müssen Arbeitszeit und -umfang aber Grenzen haben und durch Mitbestimmung geregelt werden. Je flexibler der Produktionsprozess, umso eigenständiger müssen Beschäftigte über ihre Zeit bestimmen können." Zugleich warnte der Gewerkschafter davor, Hand an bestehende Schutzrechte zu Arbeitszeit zu legen, diese seien nach wie vor notwendig.
Die 67. Ordentliche Bezirkskonferenz stand unter dem Motto "Mein Leben - meine Zeit." Gastredner am zweiten Tag war Andreas Stoch, Vorsitzender der SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag. "Ich kann zusichern, dass die SPD-Landtagsfraktion weiterhin an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steht und die gute Zusammenarbeit mit der IG Metall fortsetzen wird", betonte er. Dazu gehöre zum Beispiel, das endlich eingeführte Bildungszeitgesetz gegen Angriffe zu verteidigen. "Und wir wollen gemeinsam mit den Beschäftigten und den Gewerkschaften dafür eintreten, dass im Zuge der Flexibilisierung der Arbeitswelt - Stichwort Digitalisierung - Arbeitnehmerinteressen gewahrt bleiben."
Letzte Änderung: 11.07.2016