GBR News - Tarifrunde 2016
- Eine faire Beteiligung der Beschäftigten am wirtschaftlichen Fortschritt durch eine angemessene Erhöhung der Entgelte
und
- die Steigerung der Tarifbindung.
Auf #Onair hat Dr. Kressel, E1-Leiter Personal-/Arbeitspolitik der Daimler AG, eine stürmische Debatte über die diesjährige Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ausgelöst. Wir wollen an dieser Stelle seinem "Faktencheck" aus Sicht des Arbeitgeberverbands, die Sicht der IG Metall gegenüberstellen.
Nach einem intensiven Diskussionsprozess in den Betrieben und den regionalen Tarifkommissionen hat der Vorstand der IG Metall am 29. Februar beschlossen, in der diesjährigen Tarifrunde mit einer Forderung von fünf Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten anzutreten.
Die Forderungshöhe wird mit folgenden wirtschaftlichen Daten begründet:
- Die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von bis zu zwei Prozent. Sie wird von der IG Metall als richtiger Maßstab für den Euro-Raum betrachtet.
- Plus einer gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsentwicklung von rund ein Prozent.
- Plus einer Umverteilungskomponente in Höhe von zwei Prozent.
Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Branche:
Wir bewegen uns auch 2016 in einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld, auch wenn es in manchen Betrieben des Maschinenbaus gerade schlechter läuft als bei uns in der Automobilindustrie.
ABER: Für die deutsche Wirtschaft ist es aufgrund ihrer engen Handelsbeziehungen besonders wichtig, dass sich der Euro-Raum weiterhin auf dem Weg der Erholung befindet. Die Prognose für den Euro-Raum durch die EU-Kommission sagt 1,8 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsproduktes voraus.
Deutschland durchlief 2014 und 2015 eine stabile Entwicklung - vor allem aufgrund der guten Binnennachfrage. Dazu tragen u.a. die Reallohnentwicklung, eine gestiegene Zahl sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und der Mindestlohn bei. Der konjunkturelle Aufschwung hierzulande ist also auch ein Verdienst der IG Metall. Auch die jüngsten Prognosen liegen bei knapp unter zwei Prozent Wirtschaftswachstum - sogar die von arbeitgebernahen Instituten.
Unsere Überzeugung ist: Eine faire Erhöhung der Entgelte ist gerecht
Die Steigerung der Tarifbindung ist eine Frage der Gerechtigkeit
Als weiteres, gleichberechtigtes strategisches Ziel in dieser Tarifbewegung stellt die IG Metall neben die Entgelterhöhung die Stärkung der Tarifbindung. Heute gilt nur noch für etwas mehr als die Hälfte der
Beschäftigten in unserer Branche ein Tarifvertrag. In den 90er Jahren waren es noch 70 Prozent. Immer mehr Arbeitgeber haben sich aus der Verantwortung gezogen.
Das Fatale daran: Der Kollege in einem Betrieb ohne Tarifbindung, der die gleiche Arbeit verrichtet wie sein Kollege im Betrieb mit Tarifbindung, erhält im Schnitt fast 25 Prozent weniger Entgelt! Die Beschäftigten vieler Firmen, die bei Daimler im Werkvertrag tätig sind - z.B. in der Logistik - können davon berichten. Bei Angelernten und Frauen ist der Entgelt-Unterschied noch deutlicher.
Damit will sich die IG Metall nicht mehr abfinden und daher in unterschiedlichsten Formen auch nicht-tarifgebundene Betriebe in die Tarifrunde 2016 einbeziehen. Die IG Metaller in den Daimler-Werken stehen den Beschäftigten der für uns tätigen Werkvertragsunternehmen hier mit Rat und Tat zur Seite.
Unser Signal ist: Gerecht geht nur mit Tarifvertrag
Daimler-Betriebsparteien sind eng in die Verhandlungen eingebunden
Zur Transparenz gehört auch: In den Tarifverhandlungen begegnen sich u.a. die Betriebsparteien der Daimler AG. An den Verhandlungstischen und in den Hintergrundkommissionen der Bezirke sitzen jeweils Vertreter der
Unternehmensleitung und der Betriebsräte. Im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg gehören u.a. neben dem Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall Stefan Wolf und dem IG Metall-Bezirksleiter Roman
Zitzelsberger auch Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht sowie Ergun Lümali, BR-Vorsitzender am Standort Sindelfingen zum Verhandlungskreis.
Letzte Änderung: 18.03.2016