• Erich Klemm war 15 Jahre lang Gesamtbetriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Daimler AG
• Zum 1. Mai 2014 tritt er in die passive Phase der Altersteilzeit ein
• Feier zur Verabschiedung mit Wegbegleitern im Werk Sindelfingen
• Michael Brecht, neuer Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Daimler AG: "Die Daimler-Belegschaften haben Erich Klemm auf seinem langen Weg als Betriebsrat und Gewerkschafter stets vertraut und er hat sie nicht enttäuscht."
• Jörg Hofmann, zweiter Vorsitzender der IG Metall: "Dass die IG Metall mit ihrer Tarifpolitik Antworten auf die Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft von heute gefunden hat und weiter auf Veränderung drängt, ist maßgeblich Erich Klemm mit zu verdanken."
• Erich Klemm: "In schwierigen Situationen konnte ich mich immer auf die Belegschaften verlassen. Dafür und für das Vertrauen, das mir in all den Jahrzehnten entgegengebracht wurde, möchte ich mich ganz herzlich bedanken."

Sindelfingen. Erich Klemm, langjähriger Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Daimler AG, wird heute mit einer Feier in die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet. Eingeladen waren zahlreiche Wegbegleiter aus dem Führungs-, Kollegen- und Gewerkschaftskreis.

Erich Klemm war 15 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, Vorsitzender des Konzern- und Gesamtbetriebsrats und des Europäischen Betriebsrats. Seit der Gründung des World Employee Committees im Jahre 2002 stand er auch diesem Gremium vor. 25 Jahre war er Betriebsratsvorsitzender von gut 38.000 Beschäftigten im Werk Sindelfingen. 26 Jahre im Aufsichtsrat machten ihn zu dessen dienstältestem Mitglied.

Ein Berufsleben als Interessenvertreter

Seine berufliche Laufbahn begann Erich Klemm 1971 im Werk Sindelfingen mit einer Ausbildung zum Maschinenschlosser, danach arbeitete er in der Verfahrensentwicklung.
Von Anfang an engagierte er sich für seine Kolleginnen und Kollegen. Zuerst wurde er im Werk Sindelfingen zum Jugendvertreter, dann zum Vorsitzenden der Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt. Schließlich übernahm er das Amt des Vorsitzenden der Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung. 1978 wurde er zum ersten Mal Betriebsrat im Werk Sindelfingen.

Klemm genoss das Vertrauen der Beschäftigten. Elf Jahre war er als Betriebsrat tätig, dann - 1989 - wurde er zum Betriebsratsvorsitzenden des Werks Sindelfingen gewählt. Schon ein Jahr zuvor war er in den Aufsichtsrat der damaligen Daimler-Benz AG eingerückt. Zehn Jahre später wählte ihn der Gesamtbetriebsrat der damaligen DaimlerChrysler AG zu seinem Vorsitzenden.

Beschäftigungssicherung

Klemm trug dazu bei, dass dem immer zentralistischer ausgerichteten Unternehmen ein gewichtiges Gremium auf Arbeitnehmerseite gegenüber steht: der Gesamtbetriebsrat. Unter seiner Führung wurden die Standorte geeint.

Mit dieser vereinten Kraft konnte die Beschäftigung im Unternehmen gesichert werden. Die Zukunftssicherung 2012, die er und sein Team im Gesamtbetriebsrat 2004 mit dem Vorstand aushandelten, enthielt unter anderem den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für acht Jahre.

Diese Beschäftigungssicherung hat die Daimler-Beschäftigten bei jedem neuen Kostensenkungsprogramm und jeder neuen Krise der darauf folgenden Jahre vor Entlassungen geschützt. Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wurde unter seiner Ägide bis Ende 2016 verlängert. In der Amtszeit von Erich Klemm wurden damit im Unternehmen keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen.

Michael Brecht, neuer Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Daimler AG: "Erich Klemm hat den Daimler-Belegschaften vor der tiefen Krise 2008/2009 versprochen "wir gehen mit der gleichen Mannschaft aus der Krise heraus, mit der wir hineingegangen sind". Dieses Versprechen hat er gehalten. Er war ein wichtiger Akteur im "Modell Deutschland" - dem geschickten Zusammenwirken von Politik, Gewerkschaften, Betriebsräten und Unternehmen, das trotz massiver Auftragseinbrüche Entlassungen verhindern konnte. Die Daimler-Belegschaften haben Erich Klemm auf seinem langen Weg als Betriebsrat und Gewerkschafter stets vertraut und er hat sie nicht enttäuscht."

Tarifpolitik

Erich Klemm hat auch die Tarifpolitik der IG Metall in den letzten 15 Jahren in hohem Maße mit geprägt. Er war in den letzten 15 Jahren als Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall Baden-Württemberg an fast allen wichtigen Tarifvereinbarungen beteiligt.

Jörg Hofmann, 2. Vorsitzender der IG Metall: "Erich Klemm war und ist Vollblutgewerkschaftler. Dabei zeichnet ihn der Blick über den eigenen Betrieb hinaus aus. Sein Engagement gilt der IG Metall, gilt einer solidarischen Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland. Dies gilt auch für sein politisches Engagement für die Stärkung der Mitbestimmung und sozialen Rechte, im Besonderen aber seinem Engagement in der Tarifpolitik des Bezirkes Baden-Württemberg. Diese prägte er in den letzten 15 Jahren entscheidend mit. Dass die IG Metall mit ihrer Tarifpolitik Antworten auf die Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft von heute gefunden hat und weiter auf Veränderung drängt, ist maßgeblich Erich Klemm mit zu verdanken."

Einfluss

Erich Klemm gelang es stets, sich bei wichtigen Entscheidungen im Unternehmen, der IG Metall und der Politik Gehör zu verschaffen. Er selbst sah diesen Einfluss so: "Ein Betriebsrat hat a priori keine Macht. Der Gewerkschafter im Betriebsrat kann allerdings Macht entwickeln, wenn er es versteht, als Repräsentant der Belegschaft aufzutreten."

Die Beschäftigten der Daimler AG - allen voran die Sindelfinger Belegschaft - haben Erich Klemm in seinem Wirken stets unterstützt. "In schwierigen Situationen konnte ich mich immer auf die Belegschaften verlassen. Dafür und für das Vertrauen, das mir in all den Jahrzehnten entgegengebracht wurde, möchte ich mich ganz herzlich bedanken", sagt Erich Klemm zum Abschied.