Belegschaft kämpft um Standort
Mehr als 3.000 Beschäftigte bei Daimler Gaggenau unterbrachen ihre Betriebsversammlung und zogen zu einer spontanen Protestveranstaltung und Kundgebung in die Innenstadt des Murgtalortes.
Hintergrund dieser Demonstration ist die Ankündigung des Daimler-Vorstandes, die Nachfolge-Generationen des leichten Getriebes NSG 2 nicht mehr selbst zu produzieren. Diese Getriebeart, die u.a. Verwendung in der C-Klasse findet, soll zukünftig von ZF Friedrichshafen geliefert werden. Die am 21. November bekannt gegebene Vorstandsentscheidung stieß bei Betriebrat und IG Metall Gaggenau auf Unverständnis und Empörung. So verwies Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler Gaggenau, während seiner Ansprache auf die 2001 im Zuge der Unimog-Verlagerung nach Wörth mit dem Management getroffenen Vereinbarungen: "Für uns ist dies der Einstieg in den Ausstieg! Ohne den Bau leichter Schaltgetriebe ist die Ausrichtung unseres Werkes zu einem weltweiten Kompetenzzentrum für manuelle und automatisierte Schaltgetriebe eine Farce geworden!"
Entsprechend argumentieren und kritisieren dann auch Betriebsrat und die sich hier 1. um eine politische Entscheidung handle, die wirtschaftlich keinen Sinn mache; 2. der Betriebsrat in die Entscheidungsfindung nicht einbezogen wurde,
obwohl sich das Daimler-Management durch interne Betriebsvereinbarungen genau dazu verpflichtet hat und 3. der Betriebsrat und die IG Metall aufgrund derartiger Produktionsverlagerungen die Zukunftssicherung des Standortes Gaggenau
mittel- bis langfristig gefährdet sehen.
Dies unterstreicht auch Stefan Schwaab, als Arbeitnehmervertreter Mitglied im Aufsichtsrat und stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Daimler AG bei seiner Ansprache auf dem Gaggenauer Marktplatz: "Diese Entscheidung
wurde ohne wirtschaftliche Sachargumente, allein gegen die Interessen der Beschäftigten in Gaggenau gefällt. Was wiederum von einer in jeder Hinsicht engagierten Belegschaft nicht kampflos hingenommen werden kann!"
Brecht und Schwaab Roman Zitzelsberger, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau, forderten das Management zu mehr Seriosität und Sensibilität im Umgang mit Beschäftigten auf, die im Laufe der vergangenen Krise zu Einbußen und Kompromissen zum Wohle der Daimler AG bereit waren. Zitzelsberger: "Kluge Unternehmen treffen ihre Entscheidungen mit der Belegschaft, nicht gegen sie! Das etwas weniger kluge Management erlebt das, was hier und heute in Gaggenau begonnen hat."
Letzte Änderung: 24.11.2010