[DT] EU- und Weltbetriebsrat gegründet

Vorschaubild

28.11.2022 Europäischer Betriebsrat und Weltbetriebsrat von Daimler Truck fordern faire Gestaltung der Transformation

  • Zweitägiges Treffen der internationalen Arbeitnehmervertretung
  • Europäischer- und Weltbetriebsrat (EBR/WBR) konstituieren sich neu
  • Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Brecht als EBR/WBR-Vorsitzender einstimmig bestätigt

Michael Brecht: "Das neu gegründete Gremium bildet in Zusammenarbeit mit den internationalen Industriegewerkschaften industriAll Global Union und industriAll European Trade Union eine starke Plattform, um Arbeitnehmerrechte bis zu kleinen Zulieferern von Daimler Truck durchzusetzen und Menschenrechte in der Lieferkette insgesamt zu schützen."


Wörth - Die internationalen Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter von Daimler Truck wollen bei der Durchsetzung von Menschen- und Gewerkschaftsrechten einbezogen werden und verstärkt zusammenarbeiten. Ebenso wollen sie die Transformation in Richtung einer emissionsfreien Zukunft über die Kontinente hinweg fair mitgestalten. Zu diesem Ergebnis kamen die Mitglieder des neu konstituierten Europäischen Betriebsrats und des Weltbetriebsrats (EBR/WBR) auf einem zweitägigen Treffen im Mercedes-Benz Werk Wörth.

"Das neu gegründete Gremium bildet in Zusammenarbeit mit den internationalen Industriegewerkschaften industriAll Global Union und industriAll European Trade Union eine starke Plattform, um Arbeitnehmerrechte bis zu kleinen Zulieferern von Daimler Truck durchzusetzen und Menschenrechte in der Lieferkette insgesamt zu schützen. Mit Blick auf die Transformation stehen in den nächsten zwei bis drei Jahren wichtige strategische Entscheidungen an. Hier wollen wir Zukunftstechnologien an die bestehenden Standorte in Deutschland und der Welt bringen, sodass die Beschäftigung möglichst stabil gehalten werden kann", sagt Michael Brecht, der als Vorsitzender des EBR/WBR einstimmig bestätigt wurde. Brecht ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Daimler Truck. Jörg Lorz, Gesamtbetriebsratsmitglied und stellvertretender Konzernbetriebsratsvorsitzender, wurde ebenfalls ohne Gegenstimme von den Mitgliedern als sein Stellvertreter gewählt.

Der EBR/WBR ist die weltweite Interessenvertretung aller Beschäftigten des Daimler Truck Konzerns. Aktuell sind 23 Länder gemäß ihrer Beschäftigtenzahl repräsentiert und haben insgesamt 34 Vertreterinnen und Vertreter entsendet. Angeführt wird der EBR/WBR von einem oder einer Vorsitzenden sowie einer Stellvertretung, die von den Mitgliedern gewählt werden.
Für die Koordination von europäischen Angelegenheiten ist ein sechsköpfiges Präsidium zuständig. Weltweite Themen koordiniert ein Geschäftsführender Ausschuss, dem vier Mitglieder angehören.

"Das Besondere bei Daimler Truck ist, dass uns gelungen ist, die klaren gesetzlich flankierten Unterrichtungs- und Anhörungsrechte der Europäer und Europäerinnen auch auf die Länder außerhalb Europas auszuweiten. Wir haben einen Europäischen Betriebsrat bei Daimler Truck geschaffen, der für die globale Welt von Daimler Truck Geltung hat. In der Folge verfügen die Länder außerhalb der Europäischen Union über die gleichen Rechte und Pflichten wie diejenigen der EU, für die die EBR Richtlinie unmittelbar gilt. Das ist aus unserer Sicht vorbildlich, international beispielhaft und mit Blick auf die Durchsetzung von Menschen- und Gewerkschaftsrechten international von größter Relevanz", sagt Ralf Götz von der IG Metall, der die Vereinbarung maßgeblich gestaltet und verhandelt hat.

Ländervertreterinnen und -vertreter berichten über Situation vor Ort

Auf der EBR/WBR-Sitzung berichteten die Ländervertreterinnen und -vertreter über die aktuelle Situation vor Ort. Im Mittelpunkt standen die angespannte Liefersituation und die daraus resultierende eingeschränkte Produktion mit entsprechenden Folgen auf die wirtschaftlichen Kennzahlen und die Beschäftigung. Sorgen bereiteten den Delegierten auch die hohe Inflation und die teilweise stark gestiegenen Energiepreise. Vor allem die Vertreter aus Ländern mit geringerem Einkommensniveau forderten für die Beschäftigten einen Ausgleich zur Absicherung eines grundlegenden Lebensstandards.

"Die aktuelle Situation bei Daimler Truck ist ökonomisch und technologisch herausfordernd. Umso wichtiger ist es, dass es für alle Beschäftigten bei Daimler Truck eine klare Zukunftsperspektive und Sicherung der Einkommen gibt. Es ist nicht genug, wenn in die Produkte investiert wird, sondern es muss auch in die Beschäftigten investiert werden", sagt Michel Souday, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Soziales Mercedes-Benz Trucks France, Gewerkschaftsvertreter der CGT-Zentrale.

Großes Informationsbedürfnis hat die internationale Arbeitnehmervertretung zu neuen Investitionen, zum künftigen Produktionsprogramm vor allem in Bezug auf emissionsfreie Fahrzeuge und den möglichen Auswirkungen auf die Beschäftigung. Laut Michael Brecht zeichnet sich bei neuen Technologien ein Subventionswettlauf ab, der insbesondere von den USA und China befeuert wird, während die Europäische Union aktuell wenig entgegenzusetzen hat. "Wir wollen weltweit faire Rahmenbedingungen, sodass bestehende Industriestrukturen erfolgreich transformiert und sie erhalten werden können", sagt Brecht und betonte mit Blick auf den steigenden Rendite- und Restrukturierungsdruck bei Daimler Truck: "Wir Arbeitnehmervertreter werden nicht zulassen, dass Standorte und Kontinente einseitig zu Lasten der Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden, nur um dem Kapitalmarkt und den Großaktionären zu gefallen. Hier werden wir im EBR/WBR solidarisch agieren."

Menschen- und Gewerkschaftsrechte besser durchsetzen

Doch nicht nur wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Themen wurden diskutiert. Auch das Thema Menschenrechte und die Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit wurde besprochen. "Wir müssen dringend die erhöhte Aufmerksamkeit für menschenrechtliche Sorgfaltspflicht nutzen, um Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte zu fördern, denn Arbeitnehmerrechte sind Menschenrechte. In allererster Linie müssen wir jegliche Blockierung der Grundrechte auf Beitritt zu einer Gewerkschaft und auf Tarifverhandlungen bekämpfen, vor allem in Ländern, wo dies an der Tagesordnung ist, wie zum Beispiel in der Türkei, Thailand, USA und einigen Ländern Nordafrikas", sagt Georg Leutert, Director Automotive & Aerospace industries von industriALL Global Union. Die internationale Industriegewerkschaft ist ständige Sachverständigenorganisation des EBR/WBR und hat das Recht, an allen Sitzungen teilzunehmen.

Der EBR/WBR trifft sich turnusgemäß zweimal im Jahr. Die Unternehmensleitung und der EBR/WBR können weitere Zusammenarbeitsfelder vereinbaren, zum Beispiel die Qualifizierung der Beschäftigten sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz oder auch Mitarbeiterbefragungen.

"Ab Januar gilt in Deutschland das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und auch in der Europäischen Union läuft ein Gesetzgebungsverfahren zum besseren Schutz der Menschenrechte und des Opferschutzes in Drittstaaten. Mit dem neu gegründeten EBR/WBR sind wir Arbeitnehmervertreter bei Daimler Truck darauf gut vorbereitet. Zusätzlich können wir über Ländergrenzen und Kontinente hinweg die Interessen der Kolleginnen und Kollegen solidarisch vertreten", sagt Jörg Lorz, stellvertretender Vorsitzender des EBR/WBR.

Ansprechpartner:
Matthias Krust
Leitung Kommunikation Gesamtbetriebsrat
Pressesprecher des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden

+49 160 8653505
matthias.krust@daimlertruck.com

Weitere Informationen des Gesamtbetriebsrats sowie der Arbeitnehmervertretung von Daimler Truck sind im Internet verfügbar:
https://www.daimlertruck.com/betriebsrat

Der Gesamtbetriebsrat der Daimler Truck AG im Überblick
Der unternehmensübergreifende Gesamtbetriebsrat (GBR) der Daimler Truck AG ist die Interessenvertretung von mehr als 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland. Der GBR trifft standortübergreifende Regelungen - so genannte Gesamtbetriebsvereinbarungen - mit der Unternehmensleitung, die dann für die gesamte Belegschaft der Daimler Truck AG gelten. Das Gremium besteht aus 13 Mitgliedern, die für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt werden. Die Grundlage dafür ist das Betriebsverfassungsgesetz. Zentrales Anliegen des GBR sind der Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen und die Gestaltung guter und fairer Arbeitsbedingungen. Auch bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen, die über den betrieblichen Alltag hinausgehen, sowie bei politischen und gesellschaftlichen Themen bezieht der GBR Stellung.

Inhaltsbild

Internationale Arbeitnehmervertreterinnen und - vertreter von Daimler Truck haben einen Europäischen und Weltbetriebsrat gegründet. Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, Frankreich, Portugal, Großbritannien, Niederlande, Türkei, Japan, Indien, Brasilien und Argentinien.

Inhaltsbild

Internationale Arbeitnehmervertreterinnen und - vertreter von Daimler Truck haben einen Europäischen und Weltbetriebsrat gegründet. Von links nach rechts: Ralf Götz (IG Metall), Frank Trampedach (Vorsitzender Niederlassungskommission), Jörg Lorz (stellvertretender Vorsitzender Europäischer und Weltbetriebsrat), Michael Brecht (Vorsitzender Europäischer und Weltbetriebsrat), Maicon Michel da Silva (Brasilien) Michel Souday (Frankreich), Luis Duarte (Portugal) und Georg Leutert (industriALL Global Union).

Letzte Änderung: 29.11.2022