Berlin-Marienfelde - Zukunft gesichert
Die Schließung des Mercedes-Benz-Werks in Berlin-Marienfelde ist vom Tisch - und die Zukunft gesichert. Das haben Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall gemeinsam durchgesetzt. Das Werk Berlin entwickelt und produziert künftig Elektromotoren und wird Kompetenzzentrum für Digitalisierung. Die Beschäftigung ist bis 2030 gesichert.
Dabei hatten die Medien längst das Aus vermeldet. Im September 2020 hatte die Daimler-Konzernleitung den Stopp der Investitionen verkündet. Die Produktion von Verbrennermotoren sollte in zwei, drei Jahren auslaufen. Die 2500 Arbeitsplätze standen auf der Kippe. Der Ex-Werkleiter verabschiedete sich schon mal ins 50 Kilometer entfernte Grünheide - zum neuen Werk von Tesla.
Beschäftigte kämpften und legten Werk still
Doch die Beschäftigten kämpften für ihre Zukunft. Sie zogen vors Tor und legten das Werk still. Die IG Metall Berlin holte die Politik ins Boot.
Nach dem nötigen Druck durch die Aktionen gab es die ersten Verhandlungen mit dem Unternehmen. Aus der angedrohten Standortschließung auf Raten wurde ein zukunftsweisendes Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Produktion im Bereich der E-Mobilität. Mercedes baut nun in seinem mit fast 120 Jahren ältesten Produktionswerk einen neuen "Digital Factory Campus" auf, entwickelt dort ab 2022 Software und qualifiziert Beschäftigte dafür.
Nun kommen noch die Hochleistungselektromotoren dazu. Das hat Daimler heute offiziell erklärt. Berlin wird Produktionsstandort von Komponenten für E-Drive-Systeme.
"Vor einem Jahr wussten wir nicht, wie es mit dem Standort weitergeht. Heute steigen wir mit erhobenem Haupt in eine hoffentlich erfolgreiche Transformation ein", berichtet Michael Rahmel, Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Werk. "Wir machen hier einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Dass wir unseren ältesten Produktionsstandort erhalten, war uns von Anfang an das Wichtigste in den Verhandlungen. Wir werden zum Kompetenzzentrum für Elektromotoren, ohne Konkurrenz mit anderen Standorten, das ist ein großer Erfolg. Hier wird keiner seinen Arbeitsplatz verlieren, die Beschäftigungssicherung bis 2030 bleibt bestehen."
Betriebsräte und IG Metall fordern weitere Produkte
Betriebsräte und IG Metall wollen dranbleiben und weiterverhandeln, damit auch weitere Folgeprodukte zum "High Performance"-Elektromotor nach Berlin kommen.
"Auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft kann in den nächsten Jahren sogar mehr Beschäftigung aufgebaut werden. Gelingen kann so ein Prozess nur dann, wenn Belegschaften an einem Strang ziehen und eng abgestimmt gemeinsam mit der IG Metall handeln", betont Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. "Transformation kann nur mit den Menschen gelingen. Gemeinsam gestalten, statt phantasielos abschreiben. Das ist der Weg der IG Metall mit gut organisierten Belegschaften. Das beweisen wir hier in Berlin in den nächsten Jahren."
Letzte Änderung: 19.11.2021